CASR-Gendrucken

 

 

 

Kurzinformation

Abklärung familiärer Hypo- bzw. Hypercalcämien.

 


 

Humangenetik          

Das auf Chromosom 3q21-q24 gelegene Gen umfasst einen Bereich von 87.3 kb mit 6 Exonen. Genprodukt ist der transmembrane Calcium-Sensing-Rezeptor (Mr 120.7 kDa), der in den PTH-sezernierenden Hauptzellen der Parathyroidea und basolateral in den Epithelien im dicken Teil der aufsteigenden Henle>schen Schleife exprimiert wird. Er registriert die Serumkonzentration von Ca2+ (siehe auch Calcium-Sensing-Rezeptor-Autoantikörper).

 

         

Bisher wurden 68 sowohl inaktivierende als auch aktivierende Mutationen im CASR-Gen beschrieben.

 

         

Inaktivierende Mutationen führen zu einer reduzierten Sensitivität des Rezeptors gegenüber exogenem Ca2+, d.h. der Rezeptor registriert einen vermeintlichen Mangel an Calcium, was zu einer erhöhten PTH-Sekretion führt. Abhängig davon, ob ein Allel oder beide Allele betroffen sind, kommt es zu zwei verschiedenen Krankheitsbildern mit unterschiedlichem Schweregrad (Gen-Dosiseffekt). Im ersten Fall handelt es sich um die familiäre hypocalcurische Hypercalcämie (FHH), im zweiten Fall um den neonatalen Hyperparathyreoidismus.

 

         

Aktivierende Mutationen führen zu einer Verschiebung der Rezeptorempfindlichkeit im Sinne einer erhöhten Sensitivität und damit zu einer verminderten PTH-Sekretion und zu einer gesteigerten renalen Calcium- und Magnesiumausscheidung. Die Betroffenen zeigen das klinische Bild eines hypocalcämischen Hypoparathyreoidismus.

 

        


 

Erbgang       

Die familiäre hypocalcurische Hypercalcämie wird autosomal dominant, der neonatale Hyperparathyreoidismus autosomal rezessiv und der hypocalcämische Hypoparathyreoidismus autosomal dominant vererbt.

 

        


 

Symptome   

Bei der benigne verlaufenden hypocalcämischen Hypercalcämie (Inzidenz 1: 78.000) zeigen die Patienten außer einer erhöhten Gallensteinneigung keine weiteren Symptome einer Hypercalcämie. PTH- und Calcitonin-Spiegel liegen in der Regel im normalen oder subnormalen Referenzbereich, die Knochendichte und die Morphologie der Epithelkörperchen sind nicht pathologisch verändert.

 

         

Der sehr selten auftretende neonatale Hyperparathyreoidismus bietet ein schweres Krankheitsbild und endet ohne Intervention letal. Er ist durch stark erhöhte Calciumspiegel (reduzierte Ausscheidung, hohe Reabsorption), Hyperplasie der Epithelkörperchen, Demineralisierung der Knochen, Hypotonie und Ateminsuffizienz der Neugeborenen gekennzeichnet.

 

         

Individuen mit einem hypocalcämischen Hyperparathyreoidismus weisen neben einer Hypocalcämie, einer Hypomagnesiämie eine Hypercalcurie und Hypermagnesiurie auf, die zu neuromuskulären und zentralnervösen Symptomen sowie zur Entwicklung einer Nephrokalzinose führen können. Auch dieses Krankheitsbild tritt sehr selten auf.

 


 

G. Schlüter, H.P. Seelig